Riesenschnauzer |
Hunde besitzen einen außerordentlich feinen Geruchssinn. Neben der Freude, die wir Menschen an der Gesellschaft von Hunden finden, ist ihr Geruchssinn vermutlich der zweitwichtigste Punkt warum wir über die Jahrtausenden hinweg eine so enge Bindung zu ihnen aufgebaut haben. Das letzte Jahrzehnt hat diese ohnehin schon vielseitige Beziehung Mensch-Hund nun um eine weitere faszinierende Facette ergänzt. Neben Jagdhund, Drogenspürhund und Rettungshund, arbeiten Wissenschaftler und Non-Profit-Organisationen am nächsten Erfolgsmodel: dem Krebsspürhund!
Der Ursprung dieser Idee lässt sich Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts verorten. Williams und Pembroke sind zu jener Zeit auf einen Fall aufmerksam gemacht worden, nach welchem eine ahnungslos an Hautkrebs erkrankte Hundebesitzerin durch ihren Hund zum Arztbesuch gedrängt worden sei. Nach ärztlicher Untersuchung und vermutlich zur Verblüffung aller Beteiligten stellte sich daraufhin tatsächlich die Diagnose eines bösartigen Hauttumors. Alles nur Zufall? Blicken wir über zwei Jahrzehnte in die Zukunft wissen wir, Hundenasen sind überraschend gute Analytik-Labore. Obwohl der Ausgang der kontrollierten Hunde-Geruchsexperimente der letzten zwei Jahrzehnte stark schwankte, die Ergebnisse sind vielversprechend. So wurde unter anderem 2006 gezeigt, dass Golden Retriever und Standard Schnauzer in der Lage waren mit einer Genauigkeit von 88% Brustkrebs anhand von Atemproben zu identifizieren (99% der Kontrollproben konnten die Hunde als Kontrollen identifizieren). Bei Lungenkrebsproben erhöhte sich die Trefferquote gar auf 99% korrekt identifizierter Krebsproben! Und als wäre das nicht schon beeindruckend genug, 100%-ige Genauigkeit bei Gewebeproben eines Eierstockkrebs sind in einer Studie aus dem Jahre 2008 erzielt worden (bezeichnenderweise wurden Riesenschnauzer verwendet!). Um das Bild allerdings wieder zurecht zu rücken und nicht Gefahr zu laufen hochmütig zu werden, andere Studien mit Labradoren, und Retrievern wiesen nur eine niedrige Treffsicherheit von 17-41% auf, weit unterhalb der Qualität gängiger biochemischer Analyseverfahren. Eine mögliche Erklärung für diese Schwankungen ist, dass das Training der Hunde nicht standardisiert und die Krebsproben bis zum Studienbeginn unterschiedlich gelagert worden waren. Es hatte sich gezeigt, dass Hunde besonders gut auf frische Proben ansprachen, was darauf hindeutete, dass flüchtige Substanzen des Krebsstoffwechsels bei der Lagerung verloren gehen könnten und so der Detektion durch den Hund entgehen.
Eine Non-Profit-Organisation, die sich die Krebsfrüherkennung von morgen heute schon auf die Fahnen geschrieben hat, ist die InSitu Foundation. Über die möglichen Vorteile zum Hundeeinsatz äußerst sich die Organisation so folgt: "Dogs could help provide an extremely accurate, low-cost, non-invasive, early detection screening for cancer. Early detection is our greatest cure, as of now".
Tatsächlich wird in dieser Beschreibung ein kleines Manko des Krebsspürhundes deutlich. Sie ist lediglich für die Früherkennung geeignet. Im Falle fortgeschrittener Krebsstadien sind Hunde derzeit keine Alternativen zu althergebrachten Methoden, weil Untersuchungen von Patienten in diesen Krebsstadien zwangsläufig in die chirurgische Entfernung des Tumors münden. Ein weitere Ungewissheit ist, ob es logistisch machbar wäre Hunde überhaupt im Gesundheitssystem einzusetzen. Für den Fall, dass sich Hunde in der Früherkennung bewähren, so wie es InSitu voraussieht, sehe ich allerdings keine großen Hürden für diese Art von Bedenken. Im Gegenteil, hervorragend ausgebildete Hundestaffeln könnten ganze Seniorenheime oder Kliniken besuchen und so wesentlich mehr Risikogruppen erreichen als durch herkömmliche Tests. Zusätzlicher Bonus: wir dürfen uns über den wichtigsten Grund freuen, warum Hunde es geschafft haben den Platz in unserem Leben einzunehmen, den sie heute einehmen, beste Gesellschaft!
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