Es ist ja allseits bekannt, dass Werbeflächen auf Lebensmittelprodukten beim Kunden Produkterwartungen hervorrufen, die sich bei genauer Betrachtung der Zutatenliste in Luft auflösen. Ein Prototyp dieses Verhältnisses zwischen Erwartung und Realtität stellen Fruchtsäfte dar. Die Diskrepanz zwischen den auf der Verpackung abgebildeten Früchten und der enthaltenen Anteile am Gesamtprodukt kann verblüffend groß sein. Doch sind das nicht Einzelfälle und die meisten Kunden sehr wohl in der Lage Werbeflächen richtig zu deuten? Eine von lebensmittelklarheit.de durchgeführte Verbraucherstudie (hier) hat ergeben, dass die Mehrheit der Verbraucher irreführende Ableitungen auf Basis der Verpackungsgestaltung des Fruchtsafts vornehmen.
Dabei hat man ein fiktives Produkt gestaltet, das durch eine übliche und repräsentative Form der Fruchtdarstellung charakterisiert war. Die auf der Fruchtsaft-Verpackung ausgelobten Früchte waren Himbeere und Maracuja, prominent zur Schau gestellt und ein eher unauffällig im Hintergrund Platz findender Apfel. Die Teilnehmer der Studie sollten einschätzen welcher Anteil der jeweiligen Frucht am Gesamtsaft "Fruchtmix Himbeer-Maracuja" zukommt.
Das Ergebnis war ernüchternd. Nur 9,4% der Teilnehmer kamen zur richtigen Einschätzung, nämlich dass der Löwen-Anteil auf den im Hintergrund angedeuteten Apfelsaft entfällt. Dagegen waren 38,8% der Vermutung erlegen, dass alle drei Früchte jeweils zu gleichen Anteilen vertreten sind. Die absolute Mehrheit der Teilnehmer jedoch (und zum Schrecken der Verbraucherschützer) ging von Himbeer-und Maracujasaft als hauptsächlichen Bestandteil des Fruchtsaftes aus. Gesunder Menschenverstand auf Abwegen? Apfelsaft wird als billigerer Saft gerne als Grundlage für süße und exotische Fruchtsaftmischungen verwendet. Der Produktcharakter, der über Himbeer- und Maracujasaft erzielt werden wird, kann dann beliebig klein sein.
Die Ergebnisse bestätigen die Erfahrungen im Verbraucherschutz. Lebensmittelverpackungen können Verbraucher über die tatsächliche Zusammensetzung von Produkten täuschen. Auch wenn sich vieles relativieren sollte, sobald man als mündiger Bürger die Zutatenliste studiert, so kann davon ausgegangen werden, dass der Kaufanreiz wesentlich vom Produktnamen und der Produktdarstellung abhängig ist. Eine leicht missverständliche, aber für den Konzern vorteilhafte Darstellung kann als kalkulierte PR-Risiko aufgefasst werden.
Wer mehr über lebensmittelklarheit.de erfahren will, dem empfehle ich diesen Beitrag.
Ein weiteres Schmankerl: "Spanische schwarze Oliven" nicht durch Reifung schwarz, sondern durch Zusatzstoffe geschwärzt, Eisen-II-Gluconat sei Dank.
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